«Turnzentrum Aargau ist für den Schweizer Turnsport systemrelevant»

David Huser (33) ist seit 2013 im Aargauer Turnverband für den Spitzensport und seit Juni 2019 für das Projekt neues Turnzentrum Aargau verantwortlich. Er ist überzeugt, dass das neue Turnzentrum Aargau in Lenzburg für den erfolgreichen Schweizer Turnsport von zentraler Bedeutung ist.

 

David Huser, das bestehende Turnzentrum in Niederlenz gibt es seit 1998. Was wurde in diesen Jahren alles erreicht und welche Rolle spielte das Turnzentrum?
Das Kunstturnen wurde im Aargau mit dem Bau des Turnzentrums in Niederlenz als regionales Leistungszentrum sowie der Anstellung eines Trainerteams professionalisiert. Ausserdem wurde in Zusammenarbeit mit dem Departement für Bildung, Kultur und Sport des Kantons Aargau das Regelschulmodell Kunstturnen entwickelt. Böschenstein, Ramseier, Häuptli setzten mit der Silbermedaille an den Junioren-Europameister 2002 ein erstes Ausrufezeichen. Bei der Elite erturnten Lucas Fischer (Silber am Barren, 2013), Christian Baumann (Silber am Barren, 2015 und Bronze am Pferd, 2016) und Oliver Hegi (Bronze am Barren, 2018 / Silber am Reck, 2017 / Gold am Reck, 2018) die ersten Medaillen an Europameisterschaften.

Wie viele Athleten und Trainer sind heute im Turnzentrum im Einsatz?
Im Spitzensportbereich sind rund 100 Kaderathletinnen und -athleten im Alter von 6 bis 18 Jahren in Niederlenz aktiv. Die Athleten der Sportschule trainieren rund 25 Stunden pro Woche. Zehn professionelle Trainerinnen und Trainer sind beim Aargauer Turnverband angestellt. Cheftrainer bei den Frauen ist Renato Gojkovic und bei den Männern Nikolay Maslennikov – beide sind seit über 15 Jahren im Aargau tätig und leisten ausgezeichnete Arbeit. Weiter trainieren verschiedene Breitensport-Vereine regelmässige in Niederlenz und können so die professionelle Trainingsinfrastruktur nutzen.

Wie funktioniert die Nachwuchsarbeit und die Talentförderung im Aargauer Turnsport?
Die Arbeit mit den jungen Athletinnen und Athleten erfolgt gemäss dem Förderkonzept Aargau in enger Zusammenarbeit mit den Aargauer Vereinen. Die sportlichen Erfolge belegen die Nachhaltigkeit dieser kombinierten Förderstruktur.

Weshalb ist das geplant Turnzentrum in Lenzburg für die Zukunft des Schweizer Turnsports relevant?
Bereits heute besteht rund ein Drittel der nationalen Kunstturnkader aus Aargauer Turnerinnen und Turner. Deshalb ist der Aargau laut dem Schweizerischen Turnverband systemrelevant. So findet die dezentrale Nachwuchsarbeit in den regionalen Leistungszentren wie Niederlenz statt. Damit der Aargau weiterhin die Grundlagenarbeit für das nationale Leistungszentrum in Magglingen betreiben kann, ist das neue Turnzentrum Aargau unentbehrlich.

Sie sagen auch, die Trainingsanlage habe internationale Bedeutung. Weshalb?
Das grosse Ziel unserer Kaderathletinnen und -athleten ist die Teilnahme an den Oympischen Spielen. Die internationalen Wettkämpfe tragen den Aargau und das neue Turnzentrum in Lenzburg in die ganze Welt hinaus.  Zudem besteht die Absicht, dass zukünftig Lagerwochen, Spezialtrainings oder Wettkämpfe mit Athleten aus anderen Turnsportnationen stattfinden.

Was zeichnet die technische Ausrüstung der Trainingsanlage aus?
Die Halle wird mit einer topmodernen Trainingsinfrastruktur für das Kunst- und Geräteturnen ausgestattet. Im Vergleich mit Niederlenz ist die neue Halle mit 1’900 Quadratmeter fast doppelt so gross. Die Trainingshalle wird sich methodisch auf einem absoluten Toplevel befinden, damit unsere Athletinnen und Athleten auf internationale Wettkämpfe optimal vorbereitet werden können.

Wie profitieren die Breitensportvereine von der Infrastruktur?
Die neue Trainingsinfrastruktur berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse des Spitzen- als auch des Breitensports. Dem Spitzensport steht das Turnzentrum tagsüber und dem Breitensport abends zur Verfügung. So können auch unsere Breitensportvereine aus dem Geräteturnen die professionelle Infrastruktur nutzen. Weiter werden die Spiegel- und Tanzräume sowie die Sitzungs- und Schulungsräume für Kurse, Trainings, Lager und Wettkämpfe öffentlich angeboten. Zudem profitiert der Breitensport von den Erfolgen der Aargauer Spitzensportlern, welche Kinder und Jugendliche für den Turnsport begeistern.

 Welchen Mehrwert sehen Sie für den Aargauer Turnverband und für die Region Lenzburg?
Als Aargauer Turnverband wollen wir für unsere 43’000 Mitglieder und 430 Vereine optimale Rahmenbedingungen schaffen und neue Zukunftsperspektiven ermöglichen. Mit dem Bauprojekt gehen wir wie bereits 1998 voraus und stellen die Weichen für den Turnsport von morgen. Für die Region Lenzburg wird das Turnzentrum Aargau zu einem Aushängeschild mit nationaler Ausstrahlungskraft und zukünftig mit den internationalen Erfolgen im Turnsport in Verbindung gebracht.

 Wie heisst der nächste Europameister oder die nächste Europameisterin aus dem Kanton Aargau?
Wie diese Person heisst und ob sie aus dem Aargau kommt ist irrelevant. Entscheidend ist viel mehr, dass wir die Nachwuchsarbeit für den gesamten Schweizer Turnsport fördern und den jungen Athletinnen und Athleten optimale Rahmenbedingungen bieten. Die sportlichen Erfolge sind schlussendlich die Resultate dieser Förderstrukturen, des Turnzentrums und der harten Arbeit aller Beteiligten.

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