Schweiz am Wochenende – Stellungnahme zu AZ-Artikel (28. Februar 2020)
Im Artikel in der Aargauer Zeitung vom 28. Februar 2020 liess Urs Bucher, der Geschäftsführer des Lenzburger Architekturbüros Bucher & Kehl AG, Dampf ab. Er ist sehr frustriert, weil er den Auftrag für das kantonale Turnzentrum in Lenzburg nicht erhalten hat. Bucher schrieb etwa: «Ich hätte nie gedacht, dass solche Dinge in der Turnszene und auf dem Platz Lenzburg passieren können.»
Jetzt kontert der Aargauer Turnverband. Nachfolgend die lange Stellungnahme von Projektleiter David Huser im Wortlaut.
«Seit 1998 hat der Aargauer Turnverband zahlreiche Spitzenathleten wie Reck-Europameister Oliver Hegi oder EM-Silbermedaillen-Gewinner Christian Baumann ausgebildet. Ein Drittel des Schweizer Nachwuchskaders stammt aus dem Aargau. Über 100 Jugendliche des Aargauer Kunstturnkaders trainieren bis zu 25 Stunden pro Woche im Regionalen Leistungszentrum (RLZ) in Niederlenz. Der Aargau ist für den Schweizerischen Turnsport systemrelevant.
Da der Mietvertrag für das bestehende Turnzentrum in Niederlenz per Ende 2021 gekündigt worden ist, hat der Aargauer Turnverband (ATV) verschiedene Möglichkeiten geprüft, um den Turnbetrieb weiterführen zu können. Der ATV erachtet einen Neubau als beste Alternative und ist an der Planung dieses Grossprojektes im Raum Lenzburg. Zur Realisierung dieses Projekts wurde die Turnzentrum Aargau GmbH gegründet. Das neue Turnzentrum soll Ende 2021 in Betrieb genommen werden können.
Bauland, Gebäude und Infrastruktur kosten rund 12500000 Franken. Der Aargauer Turnverband will einen möglichst grossen Teil – mittels Fundraising – selber finanzieren, legt dabei aufgrund der Komplexität und Grösse des Projekts grossen Wert auf Professionalität und Erfahrung.
Dazu hat der Projektausschuss fünf renommierte Architektur- und Bauplanungsbüros zur Offertstellung eingeladen. Die Bucher & Kehl AG ist entgegen den Ausführungen von Urs Bucher nicht daruntergefallen, sondern wurde grosszügigerweise auf eigenes Begehren und aufgrund der Beziehung zum Turnsport nachträglich zur Offertstellung zugelassen.
Sponsoring darf kein Kriterium sein
Für den Neubau des Turnzentrums Aargau wurde eigens ein, nach dem heutigen Standard, höchst professioneller ‹Leitfaden Generalplaner-Submission› erarbeitet und angewendet. Darin werden die massgeblichen Kriterien, die für einen Zuschlag zu berücksichtigt sind, aufgelistet. Es ist darauf hinzuweisen, dass im Vergaberecht der Zuschlag in aller Regel auf den geeignetsten Anbieter fällt, der das wirtschaftlich günstigste und nicht das billigste Angebot macht. Das niedrigste Angebot ist nicht notwendigerweise das wirtschaftlich günstigste.
Sponsoring darf gemäss Leitfaden Generalplaner-Submission kein Submissionskriterium darstellen. Ausschlaggebend waren die unter den Eignungskriterien anzugebenden Referenzobjekte mit Erstellungskosten über 5 Millionen Franken. Als Referenzobjekt gab Urs Bucher unter anderem eine Sanierung (und nicht den Bau) einer Turnhalle in Gränichen (mit Baukosten von 4,4 Mio. Fr.) an, welche im Jahr 1991/92 durchgeführt worden ist, als Urs Bucher ca. 19 Jahre alt gewesen ist, das heisst zu Beginn seiner Lehre als Hochbauzeichner (1991-1994). Das zweite und einzige Referenzobjekt im Bereich Hallenbau über 5 Mio. Fr. ist der Bau einer Dreifachturnhalle wiederum in Gränichen vor über 20 Jahren. Die anderen Mitbewerber hingegen konnten mit einer grossen Auswahl aktueller Referenzobjekte im Bereich des Hallenbaus überzeugen.
Der von Urs Bucher erwähnte Rechnungsfehler ist seitens der Turnzentrum Aargau GmbH umgehend korrigiert worden und hatte auf das Auswahlverfahren keinen Einfluss. Beim Vergleich mit den von den anderen Mitbewerbern ausgewiesenen Fachkompetenzen im Bereich Projektleitung und Realisierung konnte die Bucher & Kehl AG nicht annähernd mithalten, sodass die Behauptung ‹der falsche Sieger sei gekürt worden› fehlgeht.
Die Turnzentrum Aargau GmbH hat – entgegen den Ausführungen von Urs Bucher – mehrmals mit plausibler Begründung und klärenden Gesprächen dargelegt (z.B. am Donnerstag, 9. Januar 2020 um 15 Uhr), weshalb der Zuschlag auf einen besser geeigneten Mitanbieter gefallen ist, der nicht das billigste, aber das wirtschaftlich günstigste und professionellste Angebot unterbreitet hat.
Eine unnötige Verunsicherung
Die Projektleitung bedauert die unnötige Verunsicherung und kann es sich zeitlich nicht leisten, derartige emotionelle Konflikte öffentlich auszutragen. Sie will sich vielmehr mit voller Kraft zusammen mit der ganzen Turnfamilie von 43000 Mitgliedern für das so wichtige Projekt einsetzen. Bei Fragen steht Projektleiter David Huser (d.huser@aargauer- turnverband.ch) jederzeit zur Verfügung.
Der ATV dankt allen Turnerinnen und Turnern wie auch der ganzen Bevölkerung des Kantons Aargau für das entgegengebrachte Vertrauen und das Wohlwollen für die Unterstützung der Realisierung dieses Projekts, welches für den Aargauischen und den Schweizerischen Turnsport von elementarer Bedeutung ist.»