«Der Neubau ist von zentraler Bedeutung und insbesondere auch eine Chance»

Fritz Schiesser ist ehemaliger Präsident des Aargauer Kunstturnverbandes und Mitgründer des Aargauer Turnzentrum in Niederlenz. Im Interview erzählt er uns, wie sich der Turnsport im Aargau in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt hat und weshalb das bestehende Turnzentrum in Niederlenz für die Breitensport-Vereine alles andere als optimal ist.

 

Fritz, wie gut kannst du dich noch an die Eröffnung des Aargauer Turnzentrums in Niederlenz im Jahre 1998 erinnern?

Der Eröffnungtag habe ich noch so in Erinnerung, als wäre es gestern gewesen. Es war ein sagenhafter Anlass, welcher mehrere Verbänden miteinander durchgeführt haben. Darunter der Aargauer Kunstturnverband als Initiator sowie der Turnverband, der SATUS und der katholische Turnverband. Wir haben gemeinsam viele Vorarbeiten geleistet und eine textilverarbeitende Halle innerhalb von drei Monate selbstständig umgebaut. Dafür waren unzählige Stunden notwendig, welche zahlreiche Turnerinnen und Turner ehrenamtlich geleistet haben. Deshalb war der Eröffnungstag ein sensationeller Anlass, welcher wohl allen Beteiligten noch heute sehr gut in Erinnerung geblieben ist. In knapp zwei Jahren kann man dies wahrscheinlich bei der Eröffnung des neuen Turnzentrums dann nachvollziehen.

 

Wie hat sich der Turnsport im Aargau seit der Eröffnung 1998 verändert?

Das neue Turnzentrum hat gewaltige Sachen ausgelöst. Die Professionalisierung war insbesondere ein grosses Thema. Mit dem Turnzentrum hatten wir endlich eine eigene Halle mit festinstallierten Turngeräten. Denn vorher trainierten wir jeweils in verschiedenen Hallen, in welchen wir zuerst alle Geräte aufstellen mussten. Da ging sehr viel Zeit verloren. So konnten wir den Turnbetrieb mit professionalisierten Rahmenbedingungen sowie einem professionellen Trainerteam neustarten. Und daraus resultierten schliesslich viele Erfolge von zahlreichen Aargauer Turnerinnen und Turner.

 

Und welchen Stellenwert hat das neue Turnzentrum Aargau für den Turnsport?

Von Niederlenz müssen wir ja gezwungenermassen Abschied nehmen, weil der Mietvertrag ausläuft und das HETEX-Areal neu geplant wird. Deshalb ist der Neubau für den Turnsport von zentraler Bedeutung und insbesondere auch eine Chance. Mit dem neuen Turnzentrum können wir die Professionalisierung weiter vorantreiben und unter anderem Kraft-, Physio- und Erholungsräume sowie Räumlichkeiten für den Förderunterricht der Kaderathleten integrieren. Doch der Leistungs- und Spitzensport ist ja nur die eine Hälfte. Auch der Breitensport profitiert ja vom Neubau.

 

Kannst du das etwas ausführen? Inwiefern profitieren auch die Breitensport-Vereine von der professionellen Trainingsinfrastruktur?

In einem solchen Turnzentrum trainieren ja nicht nur Kaderathleten, sondern auch zahlreiche Turnvereine. Das ist auch bereits heute in Niederlenz der Fall. Doch die Platzverhältnisse in der umgebauten Lagerhalle sind sehr beschränkt und wir haben die Infrastruktur dazumal vor allem auf den Leistungssport bzw. das Kunstturnen ausgelegt. Das ist beim Turnzentrum Aargau anders: die Bedürfnisse der Breitensport-Vereine z. B. aus Geräteturnen, Gymnastik oder Aerobic werden bei den Planungsarbeiten der doppelt so grossen Halle miteinbezogen. Das führt unter anderem zu dieser breiten Abstützung in Turnerkeisen.

 

Denkst du, dass diese breite Abstützung der Schlüssel zum Erfolg ist?

Ja, das ist auf jeden Fall ein wichtiger Faktor. Und gemeinsam werden wir auch das neue Turnzentrum realisieren können – davon bin ich überzeugt. Genau so, wie wir das bereits 1998 in Niederlenz geschafft haben. Deshalb fordere ich alle turn- und sportbegeisterten Personen auf, das neue Turnzentrum zu unterstützen. Es braucht ein solches Projekt – nicht nur für den Spitzensport, sondern auch den Breitensport. Es profitieren alle. Und dank dieser Unterstützung können wir schon bald das nächste Kapitel der Aargauer Turngeschichte einläuten.

 

Interview: Fabian Weber, 22. August 2020 / Foto: Janis Fasser

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