Aargauer Zeitung – Ein «Magnesiaklotz» für die Spitzenturner

Nachdem das alte Turnzentrum in Niederlenz abgerissen werden soll, fand der Turnverband in Lenzburg einen neuen Standort. Dort soll für 14 Millionen Franken der «Magnesiaklotz» entstehen. Dafür wird nun fleissig Geld gesammelt.
Endlich hat das Projekt ein «Gesicht»: Am Freitag präsentierte der Aargauer Turnverband die Pläne für ein neues Turnzentrum auf einer Wiese zwischen Autobahn und «Traitafina» in Lenzburg. Es stammt aus der Feder der am-architektur GmbH und trägt den Projektnamen «Magnesiaklotz». Magnesia ist das weisse Pulver, das sich Spitzenathleten und Schulkinder gleichermassen auf den Händen verteilen, wenn sie zum Beispiel an Geräten turnen. Architekt André Meier sieht darin Parallelen zum Neubau: «Magnesia verkörpert den Turnsport wie kein anderes Hilfsmittel – es gibt den Turnerinnen und Turnern den nötigen Halt, schützt sie vor Verletzungen und ist in seiner Form schlicht, funktional und doch elegant.»
Seit 1998 ist das Turnzentrum in Niederlenz auf dem Hetex-Areal angesiedelt. Dort kann es aber nicht bleiben, weil das Gebäude abgerissen werden soll. Der Aargauer Turnverband hat lange nach einem neuen Standort gesucht und wurde ennet der Gemeindegrenze, in Lenzburg, schliesslich fündig. Die Kosten für Land, Infrastruktur und Gebäude belaufen sich auf etwa 14 Millionen Franken. Davon will der Turnverband mittels Fundraising und Sponsoring mindestens 2 Millionen beitragen. «Gegen eine halbe Million Franken sind trotz Coronakrise, Stillstand des Turn- und Wettkampfbetriebs und Wegfall zahlreicher Sammelaktivitäten als Spenden eingegangen», sagt David Huser, Projektleiter Turnzentrum Aargau und Chef Spitzensport beim Aargauer Turnverband. «Das erachten wir als sehr positiv.»
Der Bund zahlt etwa eine Million Franken aus dem Nationalen Sportanlagenkonzept. Vonseiten der Stadt Lenzburg besteht die Absichtserklärung, einen Beitrag zu leisten, über dessen Höhe wird noch verhandelt. Der Kanton wird sich via Swisslos-Sportfonds beteiligen; die Beitragssumme wird nach Erteilung einer konkreten Baubewilligung berechnet. Auch die Bankfinanzierung spielt eine wichtige Rolle im Gesamtkonzept. «Was einer nicht schafft, können viele schaffen», lautet das Motto von Verbandspräsident Jörg Sennrich im Hinblick auf die sehr breit abgestützte Finanzierungslösung unter Einbezug der Turnerbasis.
Vertrag für Hetex-Areal konnte verlängert werden
Der Verband will das Baugesuch spätestens im Oktober einreichen. Der Baubeginn hängt dann vom Tempo ab, in dem das Bewilligungsverfahren abgewickelt werden kann. Die eigentlichen Bauarbeiten werden etwa ein Jahr dauern. Der Verband konnte Zeit gewinnen, indem er eine Vertragsverlängerung für den heutigen Standort in Niederlenz erreicht hat.
Erschlossen wird die neue Halle von der Hammermattstrasse her. Auf dieser Seite wird sie drei Stockwerke hoch sein, auf der gegenüberliegenden aufgrund der Hangsituation nur zwei. Herzstück der Anlage ist die eigentliche Turnhalle, mit 1900 Quadratmetern doppelt so gross wie die in Niederlenz. Es gibt im Neubau aber auch Spiegel- und Tanzräume, Büros für den Aargauer Turnverband, Sitzungs- und Schulungsräume sowie eine Tribüne.
David Huser streicht die Bedeutung des Neubaus heraus: «Bereits heute besteht rund ein Drittel der nationalen Kunstturnkader aus Aargauer Turnerinnen und Turnern. Deshalb ist der Aargau laut dem Schweizerischen Turnverband systemrelevant. So findet die dezentrale Nachwuchsarbeit in den regionalen Leistungszentren wie Niederlenz statt. Damit der Aargau weiterhin die Grundlagenarbeit für das nationale Leistungszentrum in Magglingen betreiben kann, ist das neue Turnzentrum Aargau unentbehrlich.»
In Niederlenz sind heute rund 100 Kaderathletinnen und -athleten im Alter von 6 bis 18 Jahren aktiv. Sie werden von zehn Profi-Trainern betreut.